Auf der Burg Vischering fand am Welttag der seelischen Gesundheit (10.10.) das 30jährige Jubiläum des Vereins zur Förderung der psychosozialen Dienste im Kreis Coesfeld e.V. – seeGe – statt. Der Zusammenschluss der unterschiedlichen Dienste von der Klinik am Schlossgarten, über den sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises Coesfeld, vielen Trägern wie Alexianer, Caritas, Stift Tilbeck, Werkstätten Karthaus und Beratungsstellen bis hin zu Betroffenen, Angehörigen und Interessierten ist einzigartig. Sie alle eint das Interesse, psychische Erkrankungen zu enttabuisieren und Betroffene zu entstigmatisieren.
Im Rückblick durch den Vorsitzenden Valentin Merschhemke zeigten Fotos die vielfältigen Aktivitäten des Vereins: Zum 25. Mal starteten in diesem Jahr die Tage der seelischen Gesundheit mit Vorträgen, einer Ausstellung und Info-Ständen sowie der Teilnahme am Citylauf in Coesfeld. Regelmäßig findet die Fortbildung „Systemsprengern anders begegnen“ in Kooperation mit Kommunen und Ordnungskräften statt. Auch Mental Health First Aid (MHFA) Ersthelfer-Kurse werden vom Verein unterstützt. Die Kurse vermitteln Laien Grundkenntnisse über psychische Gesundheitsprobleme und die Möglichkeiten, gezielte Ersthelfergespräche mit Betroffenen aus dem eigenen Nahbereich zu führen. Landrat Schulze Pellengahr und Bürgermeister Mertens dankten dem Verein für das wichtige Engagement. Denn „Sie haben das Thema psychische Gesundheit im Kreis Coesfeld unermüdlich in die Öffentlichkeit gerückt und damit auch salonfähig gemacht“, so Bürgermeister Mertens in Vertretung für die Kommunen im Kreis. Wie wichtig dies ist, zeigen auch jüngste Meldungen der Krankenkassen. Psychische Erkrankungen nehmen stetig zu.
Nach einem kleinen Imbiss schloss sich der eindrückliche Vortrag der Fotografin Nora Klein aus Erfurt an, deren Bilder noch bis zum 17.11. in einer Ausstellung in der Burg Vischering zu sehen sind: „Mal gut, mehr schlecht. Sensible Einsichten in die Innenwelt der Depression.“ Gemeinsam mit Betroffenen sind berührende Bilder entstanden, deren Wirkung sich im abgedunkelten Raum der Vorburg entfalteten. Ganz im Sinne, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagen kann, tauchten die Zuhörenden in die Innenwelt depressiver Menschen ein. Im anschließenden Gespräch auch mit dem Hausarzt Dr. Dilkaute aus Coesfeld ging es um Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene und Angehörige.
„Die Türen der Hausärzte sind immer offen, gerade wenn es schwierig wird. Kommen Sie und reden Sie mit uns.“, so Dr. Dilkaute. Gerade der Zusammenschluss des Fördervereins hat im Kreis Coesfeld ein gutes Netz verschiedener Hilfen entstehen lassen. Auch wenn die Wartezeiten auf Therapieplätze hier ähnlich hoch sind wie überall, gibt es die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen oder den sozialpsychiatrischen Dienst, die niedrigschwellig und kostenfrei unterstützen können, bis ein Therapieplatz gefunden ist. Auch Selbsthilfegruppen im Kreis Coesfeld oder die Deutsche Depressionsliga bieten Hilfen an. Dr. Kociucki, Vorstandsmitglied der Deutschen Depressionsliga, wies z.B. auf den Selbstcheck hin, den man auf der Homepage www.depressionsliga.de machen kann. Auch Hausärzte können digitale Hilfsangebote nennen und verschreiben. Die kostenlose glücklich-App von der Lebenshilfe Hamburg richtet sich gezielt auch an Menschen, die eine einfache Sprache bevorzugen. Jeden Tag gibt es eine kleine Übung, die fröhliche Gedanken bringt.
Wer Lust bekommen hat, sich im Verein zu engagieren, kann sich auf unseren Seiten weiter informieren. Hier findet man auch ein Beitrittsformular.